Peter Sculthorpe

*  29. April 1929

†  8. August 2014

von Anne Power

Essay

Mit seriellen Techniken hatte Sculthorpe experimentiert, da sie die damals zeitgemäße musikalische Sprache zu bilden schienen, doch bald empfand er, dass er in einem ihm fremden Medium arbeitete. Allmählich wandte sich Sculthorpe, der schon 1951 die Musik der Ureinwohner Tasmaniens kennengelernt hatte, von europäischen Tendenzen ab und repetitiven Variationsmustern sowie konzentrierten Miniaturformen zu. Bereits in seiner Sonatina für Klavier (1954) beginnt der Lösungsprozess vom Serialismus, später auch von impressionistischen Einflüssen hin zu anderen Möglichkeiten musikalischen Denkens und Schreibens. So zog ihn die Musik Aaron Coplands und Ernest Blochs wegen des ihr innewohnenden Raumempfindens an, einer Qualität, die seiner Erfahrung der Weite Australiens nahekam.

Die dreisätzige Sonatina (1954) ist inspiriert durch eine Legende der Aborigines, der australischen Ureinwohner: Yoonecara, Oberhaupt eines Volksstamms, reist in ein Land, das jenseits des Sonnenuntergangs liegt, um seinen Stammvater Byama zu besuchen. Eigenarten und Techniken dieses Werks wurden allgemein charakteristisch für Sculthorpes Stil: rituelle bzw. schnelle repetitive Passagen aus kurzen rhythmischen Gestalten sowie langsame, relativ statisch harmonisierte melodische Entwicklungen.

Das Streichtrio The Loneliness of Bunjil (1954), in dem Sculthorpe – unter weitgehendem Verzicht auf chromatische Intervalle – zum ersten Mal mit Vierteltönen experimentierte, stellt einen ...